Abschied von meiner Katze Kimbi – 18 Jahre Liebe, Nähe und Dankbarkeit
Mein Abschied von Kimbi – 18 Jahre Liebe, Nähe und Dankbarkeit ❤
Ich habe lange überlegt, ob ich diese Worte öffentlich teilen soll. Aber sie gehören zu mir – und zu Kimbi.
Vor einigen Tagen, am 11.10.2025, ist meine geliebte Seelenkatze Kimbi über die Regenbogenbrücke gegangen. Sie war mein Herzstück, mein Halt, mein Zuhause – ganze 18 Jahre lang. Und obwohl Worte kaum ausreichen, möchte ich ihre Geschichte erzählen.
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2007 -
2008 -
2019 -
2025
Der Anfang
September 2007 - bis zu diesem Zeitpunkt war ich eigentlich Kaninchenmama – eine Katze war gar nicht geplant. Und doch kam Kimbi in mein Leben, ganz plötzlich, ganz unerwartet.
Mit gerade einmal fünf Wochen zog sie bei uns ein – ein winziges, laut maunzendes Bündel Leben mit einem ganzen Sack voller Flöhe im Gepäck. Ihr Einzug war alles andere als ruhig und doch spürte ich vom ersten Moment an, dass sie etwas ganz Besonderes war.
Weil unsere Kaninchen damals frei in der Wohnung liefen, musste ich die kleine Samtpfote zunächst in der Küche separieren, um sie zu versorgen und die kleinen Plagegeister loszuwerden. Aber Kimbi meisterte das alles mit erstaunlicher Stärke und Mut. Allein in der Küche fand sie sich schnell zurecht, wurde neugierig, zutraulich – und suchte bald schon meine Nähe.
In ihren ersten Wochen war sie fast überall dabei – auf dem Arm, in der Tasche, einfach mitten im Leben. Nach den ersten Impfungen durfte sie sogar an der Leine mit nach draußen und lernte die Welt kennen.
Ihr Kommen war laut – und ihr Gehen ebenso.
Nicht, weil sie leiden sollte, sondern weil sie bis zuletzt voller Leben war und nie aufgegeben hat.
Unser gemeinsames Leben
Kimbi war nie eine typische Schmusekatze. Sie hatte ihre eigenen Regeln, ihre eigenen Grenzen. Und doch war sie auf ihre Weise immer da. Morgens war sie das Erste, was ich sah. Gerne kroch sie unter die Decke und schmiegte sich ganz fest an mich. Abends stand sie bei mir in der Küche, wenn ich kochte. Sie war immer in der Nähe, dabei aber nie aufdringlich.
Kimbi stammte aus einem Haushalt, in dem Kastration ein Fremdwort war und wo man mit Katzen leider nicht besonders liebevoll umging. Mir wurde erzählt, dass die Kinder sie in den ersten Lebenswochen sogar mit unter die Dusche genommen hatten. Ihr kleiner Bruder wurde eines Tages mit ins Dorf genommen – und einfach vergessen. Er kam nicht mehr zurück. Mit nicht einmal sechs Wochen wurde er überfahren.
Vielleicht war es dieses frühe Erlebnis, das Kimbi so besonders wachsam, vorsichtig und eigenständig gemacht hat.
In ihrem ersten Lebensjahr durfte sie als sogenannter „kontrollierter Freigänger“ raus – immer nur, wenn ich zu Hause war. Wir wohnten damals direkt am Waldrand und sie liebte es, die Natur zu erkunden. Doch diese Zeit brachte auch viele Ängste mit sich. Einmal sah ich, wie ein Mann seinen Hund auf sie hetzte. Vor lauter Panik kletterte Kimbi auf den höchsten Baum weit und breit – und fand nicht mehr den Weg nach unten. Der Mann lachte nur und sagte: „Es ist ja nur eine Katze.“
Ich werde diesen Satz nie vergessen.
Ich musste eine Leiter holen, um sie zu retten – zitternd, verängstigt, aber unversehrt.
Danach flüchtete sie noch einige Male auf denselben Baum, sobald sie sich erschrak. Oft saß sie auch einfach still in einer Hecke und beobachtete das Geschehen um sich herum – aufmerksam, aber stets mit einem gewissen Abstand. Das freie Herumlaufen und das typische Freigängerleben schienen nie wirklich ihres zu sein. Als sie dann eines Tages versehentlich für mehrere Stunden in Nachbars Keller eingesperrt wurde und ich draußen vor dem kleinen Kellerfenster saß, um mit ihr zu sprechen und sie zu beruhigen – ohne die Möglichkeit, sie zu befreien –, wusste ich endgültig: Ich kann sie nicht mehr hinauslassen. Die Angst, dass ihr etwas passieren könnte, war einfach zu groß.
Kurz darauf zogen wir in die Stadt, wo ich unseren Balkon sicherte – ihr kleiner, geschützter Freiraum, von dem aus sie die Welt beobachten konnte.
18 Jahre lang war sie mein Mittelpunkt, mein Rhythmus, mein Zuhause.
Kimbi war sehr gesprächig. Sie „redete“ viel, fast so, als wollte sie sich immer vergewissern, dass ich da bin. So rief sie oft nach ihrem Klogang – „Hopp, hopp... putzen!“ – oder einfach so, um ein bisschen zu plaudern. In den letzten Monaten, als sie nichts mehr sehen und hören konnte, wurde ihre Stimme noch präsenter, fast vertrauter denn je. Sie rief uns, sobald wir nicht in ihrer Nähe waren.
Jetzt ist es still geworden. So unendlich still.
Die letzten Monate
In ihren letzten Monaten schlief ich jede Nacht auf dem Sofa – direkt neben ihrem Schlafplatz, einem kleinen, weichen Fleck auf dem Wohnzimmerboden, den sie sich selbst ausgesucht hatte. Dort lag sie am liebsten, eingekuschelt zwischen dem Liegeschlauch und ihren Spielkissen, die ihr Halt und Geborgenheit gaben. Nur zweimal am Tag verließ sie diesen Platz (morgens und abends), um die Treppe hinauf in die zweite Etage zu steigen und aufs Klo zu gehen. Das Nachtlicht blieb an, damit ich jederzeit nach ihr sehen konnte. Kimbi war alt, blind, taub und oft orientierungslos. Und doch – mit ihrer leisen, vertrauten Stimme fand sie immer wieder den Weg zu mir. Bis zuletzt. Wir haben sie keine Sekunde mehr allein gelassen und installierten eine kleine Webcam, um sie immer unter Beobachtung zu haben.
Mit der Zeit fand sie weder ihren Napf noch das Katzenklo allein und war auch nicht mehr imstande, die Treppen zur Katzentoilette hinauf zu steigen. Ich spürte, wenn sie musste und brachte ihr das Klo – tags wie nachts – direkt zu ihrem Platz. Wenn sie hungrig war und in der Küche stand, hielt ich ihr den Napf unter die Nase, um sie zurück zu ihrem Platz im Wohnzimmer zu führen. Dort fraß sie – mit gutem Appetit, bis zum Schluss. Dieses kleine Ritual wurde zu unserem stillen Alltag, zu einer Sprache ohne Worte.
Wie gerne wäre ich mit ihr in diesen Tagen zum Tierarzt gegangen, um ihr zu helfen. Doch das war unmöglich. Seit sie als junges Kätzchen – gerade einmal sechs Monate alt – bei einer Behandlung gewaltsam in einen Zwangskäfig gesteckt worden war, hatte sie panische Angst vor Tierärzten. Der Versuch, sie vor zweieinhalb Jahren noch einmal vorzustellen, endete in einem Fiasko: Sie verwandelte sich von einem Moment auf den anderen in ein wildes, fauchendes Tier, das sich mit Zähnen und Krallen gegen jede Berührung wehrte. Niemand, der es nicht gesehen hat, kann sich vorstellen, wie tief diese Angst saß.
So blieb mir nur, ihr die letzten Monate so friedlich und würdevoll wie möglich zu gestalten – in ihrer gewohnten Umgebung, mit allem, was sie kannte und liebte. Ich wusste, dass der Abschied irgendwann kommen würde. Doch zwischen der Angst, sie in einer Praxis voller Stress und Panik gehen zu lassen und dem Wunsch, ihr Leid zu ersparen, gab es keinen leichten Weg.
Wie gerne hätte ich ihr noch die langen Krallen geschnitten und das wunderschön weiche Fell gebürstet. Doch ich respektierte ihren Willen – so, wie ich es immer getan habe. Ich tat, was ich durfte und alles, was ich konnte.
In der Nacht nach ihrem letzten Schlaganfall saß ich ununterbrochen bei ihr. Sie war nicht mehr sie selbst – warf sich hilflos von einer Seite auf die andere, klammerte sich an ihre Spielkissen und den Liegeschlauch, der Blick starr, begleitet von leisen, klagenden Lauten. Sobald ich nur kurz den Raum verließ, schrie sie wieder nach mir. Es war kaum auszuhalten, sie so zu sehen und doch konnte ich sie keinen Moment allein lassen. Ich sprach mit ihr, ermutigte sie, von mir loszulassen... Ich streichelte ihr Fell, hielt ihre Nähe, so gut es ging.
Diese Nacht war lang. Still. Schwer.
Am Morgen wählte ich Praxis um Praxis, in der Hoffnung, dass jemand zu uns nach Hause kommen würde – doch niemand wollte oder konnte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als sie selbst dorthin zu bringen. Noch vier Stunden musste ich warten, bevor wir losfuhren – vier Stunden, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit.
Ich spürte, dass es richtig war, sie loszulassen. Sie hat sich - entgegen der vorherigen Male - auch gar nicht mehr gegen einen Transport gewehrt. Nur einmal noch hat sie im Wartezimmer kurz gemaunzt.
Ihr Gehen war schwer – aber sie war nicht allein.
Während sie für immer einschlief, habe ich meinen Kopf auf sie gelegt und ihr wie so oft zugeflüstert, dass Mama da ist.Danach
Seitdem ist es still geworden.
Ihr Platz liegt noch da – der Liegeschlauch, die Spielkissen... Alles steht noch so, wie sie es zurückgelassen hat. Ich bringe es einfach nicht übers Herz, etwas davon wegzuräumen. Ihr Geruch, ihre Wärme, ihre Energie – sie sind noch überall. Und doch ist da eine Leere, die sich nicht füllen lässt.
Wir konnten Kimbi nach ihrem letzten Weg beim Tierarzt nicht dortlassen. Es fühlte sich falsch an, sie einfach abzugeben – als wäre das nun das Ende. Also haben wir sie wieder mit nach Hause genommen. Im Keller haben wir ihr einen Platz bereitet – ruhig, geschützt, im sanften Kerzenlicht. Dort blieb sie noch einige Tage und Nächte bei uns. Es war unser letzter Abschied, in Liebe und Frieden. Ich habe ihr noch oft über das Fell gestrichen, mit ihr gesprochen, mich bedankt. So konnte ich langsam begreifen, dass sie wirklich gegangen ist.
Nach zwei Tagen kam der Tierbestatter und holte sie bei uns ab. Nun wird sie kremiert – und obwohl ihr Körper fort ist, fühlt es sich an, als wäre sie noch immer hier. Wir warten auf den Moment, wenn sie in einer kleinen Urne zu uns zurückkehrt. Dann wird sie wieder Zuhause sein.
Ein Teil von mir ist mit ihr gegangen.
Ich hoffe, sie weiß, wie sehr sie geliebt wurde – und immer geliebt wird. Vielleicht schaut sie manchmal zu mir herüber, von ihrer Regenbogenbrücke aus, mit diesen wachen Augen, die immer alles verstanden haben.
Kimbi war mein Herz – und sie wird es immer bleiben. ❤
Diesen Satz höre ich leider oft: „Es war doch nur ein Tier.“
Aber wer so etwas sagt, hat nie so geliebt, wie ich Kimbi geliebt habe.♡ Sie war nicht nur ein Tier.
♡ Sie war Familie.
♡ Sie war Zuhause.
Run free, mein Engel!
Ich möchte mich von Herzen bei allen bedanken, die mir in den letzten Tagen geschrieben, kommentiert oder einfach still mitgefühlt haben. Euer Mitgefühl hat mir durch die schwersten Stunden geholfen. Ohne diese Anteilnahme hätte ich mich noch viel verlorener gefühlt. Danke, dass ihr da seid – und dass ihr versteht, was sie für mich bedeutet hat.
Nadine ❤
