„Es war doch nur ein Tier“ – warum Tiertrauer genauso echt ist wie jede andere

„Es war doch nur ein Tier“ – diesen Satz hören viele trauernde Haustierbesitzer. Ich erzähle, warum die Trauer um meine Katze genauso tief ist, wie jeder andere Verlust und warum Liebe keine Artgrenzen kennt.

Es war doch nur ein Tier

Wenn jemand sagt: „Ich dachte, es geht um ein Menschenkind.“

Manchmal sind es nicht nur die Erinnerungen, die wehtun, sondern auch die Worte anderer.

Als ich meinen Abschiedsbrief an Kimbi auf Instagram veröffentlichte, war ich dankbar für all die liebevollen Nachrichten, die mich erreicht haben: Für jedes Wort, das mitfühlte, verstand und einfach da war. Doch dann war da dieser eine Kommentar:

„Ich dachte zuerst, es geht um ein Menschenkind.“

Ein einziger Satz – und plötzlich war da wieder dieser Stich im Herzen.

Und es blieb nicht bei diesem einen Satz. Auch Menschen in meinem direkten Umfeld sagten irgendwann:

„Es war doch nur ein Tier.“

Vielleicht nicht aus böser Absicht, vielleicht, weil sie nicht wussten, was sie sagen sollen. Aber solche Worte treffen tief – gerade dann, wenn das Herz ohnehin schon wund ist.

Warum Worte so wehtun können

Ich weiß, dass nicht jeder verstehen kann, wie sehr man ein Tier lieben kann. Aber wer jemals ein Tier wirklich geliebt hat, weiß: 

Es ist nicht „nur ein Tier“.

♥ Es ist Familie.

♥ Es ist Zuhause.

♥ Es ist ein Herz, das sich an Dich schmiegt, Dich anschaut, als wärst Du die ganze Welt.

Kimbi war all' das für mich. 18 Jahre lang war sie meine treue Begleiterin – in allen Höhen und Tiefen, in stillen Momenten und lauten Tagen. Sie war einfach da, ohne Bedingungen, ohne Erwartungen. Und dann war sie es plötzlich nicht mehr...

„Es war doch nur ein Tier“ – warum dieser Satz so falsch ist

Viele Menschen versuchen, Trost zu spenden, indem sie Trauer relativieren:

  • „Sei froh, dass sie ein schönes Leben hatte.“
  • „Andere verlieren Kinder, Partner, Eltern.“

Doch solche Vergleiche helfen nicht – sie tun weh, denn Trauer lässt sich nicht messen. Und Liebe schon gar nicht. Es geht nicht darum, Leid gegeneinander aufzuwiegen. Es geht darum, anzuerkennen, dass jede Trauer echt ist.

Dass der Verlust eines geliebten Tieres genauso schmerzt, weil dieses Tier Teil des eigenen Lebens war.

Teil des Alltags, Teil des Herzens.

Was dieser Satz anrichten kann – aus psychologischer Sicht

Wenn jemand sagt: „Es war doch nur ein Tier“, klingt das für viele nach einer Kleinigkeit, doch für die Betroffenen kann es sich anfühlen wie ein Schlag ins Gesicht. Aus psychologischer Sicht ist das ein klassisches Beispiel für Trauer-Invalidierung: Der Schmerz einer Person wird unbewusst abgesprochen oder heruntergespielt. Menschen, die so etwas hören, beginnen oft, ihre eigenen Gefühle infrage zu stellen. Sie schämen sich, weil sie „zu viel“ trauern. Oder ziehen sich zurück, weil sie merken, dass ihr Umfeld ihre Trauer nicht versteht.

Das kann den Heilungsprozess stark erschweren.

Tiere begleiten uns über viele Jahre hinweg, sie strukturieren unseren Alltag, schenken Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. Wenn dieses vertraute Wesen plötzlich fehlt, entsteht eine echte emotionale Lücke – vergleichbar mit anderen Formen von Verlust.

Darüber zu trauern ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von tiefer Verbundenheit.

18 Jahre Kimbi

Wenn ich an Kimbi denke, sehe ich nicht nur meine Katze.

♥ Ich sehe meine beste Freundin und mein Zuhause.
♥ Ich sehe unzählige kleine Momente – das vertraute Geräusch ihrer Schritte, ihr leises Schnurren, das Gefühl, wenn sie sich neben mich gelegt hat.
♥ Ich vermisse ihre Stimme, dieses ganz eigene, liebevolle Rufen, mit dem sie mich suchte.
♥ Unsere kleinen Gespräche, die nur wir verstanden haben.

Es ist still geworden ohne sie – und genau diese Stille tut manchmal am meisten weh.

18 Jahre sind eine lange Zeit. 

Eine ganze Ära meines Lebens, begleitet von einem Wesen, das mich einfach so angenommen hat, wie ich bin.

Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden.
Aber manchmal bleibt eine Narbe, die leise flüstert: Du fehlst mir.

Was ich mir wünsche

Ich wünsche mir, dass wir aufhören, Leid zu vergleichen. Dass wir aufhören, anderen zu sagen, wie sehr sie trauern dürfen oder worüber.

Trauer ist Trauer.

Sie ist individuell, sie ist ehrlich, und sie darf Raum haben – egal, ob es um einen Menschen oder ein Tier geht.

Denn Liebe kennt keine Artgrenzen.

Und wer sie einmal gespürt hat, weiß: Sie bleibt. Immer. ❤️

Für alle, die gerade trauern

Wenn Du selbst ein Tier verloren hast, dann weißt Du, wie still es werden kann. Wie anders der Alltag plötzlich aussieht. Wie leer die vertrauten Plätze wirken.

Vielleicht hilft es Dir, darüber zu sprechen. Oder zu schreiben. Oder einfach zu wissen: Du bist nicht allein.

Es ist völlig okay, zu trauern. 

Es ist okay, zu weinen, zu vermissen, wütend zu sein, dankbar zu sein – alles darf nebeneinander existieren.

Denn das ist Liebe. Und Liebe hört nie auf. ❤️

Ich habe meine Gedanken ursprünglich auf Instagram geteilt. Dort findest Du auch die Slides mit den Worten, die direkt aus meinem Herzen kamen.
Wenn Du mehr über Kimbi und unseren gemeinsamen Abschied lesen möchtest, findest Du hier meinen persönlichen Beitrag:

Für Dich oder jemanden, der trauert:

In meinem Shop findest Du nun eine neue Kategorie rund um das Thema Trauer & Erinnerung – mit liebevoll gestalteten Stücken, die Trost spenden und Erinnerungen bewahren können.
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